ICF

ICF Codes in der Diagnostik?

In der Diagnostik der visuellen Wahrnehmung kann auch mit ICF Schlüsseln gearbeitet werden. Diese fassen alle vier Domainen des 3-Digit Scores (Diagnostiktool für CVI) zusammen, indem sie funktionale Domänen der visuellen Wahrnehmung über kognitive sowie motorische Aspekte bis hin zu strukturellen, kommunikativen und umweltbezogenen Faktoren, unter den jeweiligen ICF-Codes bündelt. Testmethoden werden hier in Klammern ( ) aufgeführt.

Visuelle Wahrnehmung und räumliche Wahrnehmung

  • b1560 Visuelle Wahrnehmung umfasst allgemeine visuelle Wahrnehmungsfunktionen, z. B.: Erfassung und Verarbeitung visueller Reize (Ergotherapie: FEW, TVPS, L-POST, PROVIKIT; NEPSY: Picture Puzzle; Orthoptik: Objekterkennung, Figur-Grund, Crowding; Diagnostik: Funktionelle visuelle Störungen).

  • b1563 Räumliche Orientierung/Wahrnehmung Integriert Aufgaben zur Erfassung des Raumes und der Lage, z. B.: Orientierung im Raum (Lage im Raum, Briefkastentest LEA, Verwendung von Pfeilen in NEPSY II Arrows, Konstruktion räumlicher Beziehungen NEPSY II Block Construction).

Visuokonstruktive Fähigkeiten

  • b1564 Visuokonstruktive Wahrnehmung Erfasst die Fähigkeit, visuelle Informationen zu strukturieren und nachzubauen, z. B.: Konstruktion von 3D-Objekten (NEPSY II Block Construction), das Kopieren von 2D-Mustern (Nepsy II Design Copying) sowie das Zusammenfügen von Formen (NEPSY II Geometric Puzzle, Gestaltschließen z.B. im FEW).

Kognitive Funktionen und Aufmerksamkeitsregulation

  • b140 Aufmerksamkeitsfunktionen
    der Auditive Aufmerksamkeit (NEPSY II Auditory Attention & Response Set).

  • b1400 Fokussierung / Fixationsverhalten
    Visuelle Fixation (Orthoptik: Fixationsobjekte, Fixationsstäbchen).

  • b1440 Gedächtnisfunktionen
    Visuelles bzw. sequenzielles Gedächtnis (TVPS, Memory for Designs).

  • b164 Höhere visuelle Kognition / Kognitive Funktionen
    Integration komplexer visueller Reize (Gestaltschließen, L-POST) sowie Objektkonstanz (Objektpermanenz).

  • b1641 Exekutive Funktionen / Inhibition

    Kontrolle und Hemmung von impulsiven Reaktionen (verbale und motorische Inhibition; außerdem Interpretation medizinischer Befunde im diagnostischen Kontext).

  • b167 Sprachfunktionen
    Verbale Flüssigkeit (NEPSY: Word Generation, semantisch und phonematisch).

Sehfunktionen als eine mehrstufige Struktur der visuellen Grundfunktionen:

  • b2100 Sehschärfe-Funktionen
    Erfassung der Sehschärfe (Ferne, Nähe) sowie des binokularen Sehens (z. B. Stereotests).

  • b2101 Gesichtsfeld-Funktionen
    Prüfung des Gesichtsfelds (Konfrontation, Neef-Test).

  • b2102 Qualitative Aspekte des Sehens Umfasst verschiedene Parameter wie:

    • Kontrastsehen (Lea Low Contrast),

    • Farbwahrnehmung (Farbtests),

    • Pupillenreaktion (Lichtreaktion, Atkinson-Test),

    • Motilität (Augenbewegungen, Lidstellung, Sakkaden, Folgebewegung),

    • Akkommodation (Nah-/Fernakkommodation),

    • Konvergenz (Konvergenzprüfung) und

    • Nystagmus (Beobachtung von instabilen Augenbewegungen).

Mit dem Auge und angrenzenden Strukturen verbundene Empfindungen (b220)

Motorisch-visuelle Funktionen

  • b760 Visomotorik
    Koordinierte Bewegungen mit visueller Steuerung (z. B. Greifen, Patschen, Holzklötzchenspiel).

Strukturelle und Neurologische Diagnostik

  • s110 Gehirnstrukturen
    Darstellung struktureller Hirnschäden (MRT/CT, Läsionen, Tumoren) sowie Hinweis auf zentrale visuelle Verarbeitung (z. B. im Rahmen von CVI).

  • s220, s260 Strukturen des visuellen Systems
    Anatomische Erfassung der Augen, des Sehnervs und der Sehbahnen.

  • b110 Bewusstseinsfunktionen
    EEG-Befunde, u. a. im Kontext von Epilepsie und der Verarbeitung visueller Reize.

Kommunikations- und Interaktionsfunktionen

  • d110 Sehen im sozialen Kontext
    Zum Beispiel das Fixieren und Erkennen von Gegenständen auf unterschiedlichen Distanzen im Rahmen sozialer Interaktionen.

  • d710 Interaktion mit medizinischem Personal
    Arzt-Patient-Gespräche in der diagnostischen Kommunikation.

Umwelt, Hilfsmittel und Systembezogene Faktoren

  • e125 Produkte und Hilfsmittel zur visuellen Kommunikation
    Umfasst visuelle Tests und Geräte (Bildschirm, Eye-Tracking-Technik) sowie Brillen und optische Hilfen.

  • e150 Umweltgestaltung und Lichtverhältnisse
    Gestaltung von Räumen/Hilfsmitteln (Crowding, Übersichtlichkeit) und erhöhter Umgebungshelligkeit.

  • e310 Familiäre Unterstützung
    Beobachtungen und Befragungen (z. B. FCVIQ-Elternfragebogen).

  • e580 Systeme und Politik im Gesundheitswesen
    Risikobewertung, pränatale und perinatale Faktoren sowie anwendungsspezifische Versorgungsstrukturen.

Methoden zur Beobachtung von Fortschritten mit ICF

Um den Therapieerfolg zu sichern, ist eine regelmäßige Beobachtung und Dokumentation entscheidend. Es umfasst,

  • die Bewertung der Nutzung erlernter Strategien,

  • die Beobachtung von Veränderungen in der Selbstständigkeit und der Reaktion auf visuelle Herausforderungen und

  • den Vergleich von Ausgangswerten mit aktuellen Leistungen.

Falls keine Fortschritte erkennbar oder überprüfbar sein sollte, werden die Therapieansätze angepasst, und der Austausch zwischen Therapeut:innen, Eltern und Lehrkräften intensiviert.

Die ICF ist ein unverzichtbares Werkzeug in der Therapie und kann sehr gut an die CVI angepasst werden. Die Klassifizierung ermöglicht eine ganzheitliche Betrachtung der individuellen Herausforderungen und Ressourcen. Durch kontinuierliche Beobachtung und Anpassung der Therapie kann sichergestellt werden, dass jeder Patient die bestmögliche Unterstützung erhält.

ICF in den alltäglichen Dingen des Lebens anhand des FCVIQ

Der Flämische Fragebogen zur Erkennung cerebraler visueller Wahrnehmungsstörung (CVI) stellt ein praxisnahes Instrument zur Verfügung, mit dem Fachkräfte, insbesondere aus den Bereichen Pädagogik, Ergotherapie, Logopädie, Orthoptik, Frühförderung und Medizin, gezielt Informationen erfassen können. Durch strukturierte Fragen lassen sich charakteristische Verhaltensweisen identifizieren, die auf eine mögliche Störung in der visuellen Wahrnehmung und Verarbeitung hinweisen. Diese Form der Erhebung ist besonders wertvoll, da CVI oftmals nicht durch klassische augenärztliche Untersuchungen allein diagnostiziert werden kann, sondern eine besondere Diagnostik erfordert die von der ICF-Klassifizierung profitiert.

Wir haben die Items des Fragebogens, verschieden Domänen zugeordnet:
visuelle Funktionen, kognitive, motorische und soziale Teilhabeaspekte.
Auf Basis dieser Zuordnung ergibt sich ein Katalog, in dem die einzelnen Beobachtungen systematisch den Kategorien der International Classification of Functioning, Disability and Health – Children & Youth Version (ICF-CY) zugeordnet sind. Die ICF als internationales Klassifikationssystem der WHO ermöglicht eine ganzheitliche Beschreibung von Funktionsfähigkeit und Beeinträchtigung eines Menschen im Kontext seiner Umwelt.

Dieser ICF-Katalog geht dabei über die reine Diagnostik hinaus. Er kann gezielt zur interdisziplinären Förderplanung, Therapiegestaltung und Verlaufskontrolle genutzt werden. Indem die einzelnen Beobachtungen funktionellen Codes zugeordnet sind, wird eine standardisierte und vergleichbare Dokumentation von Entwicklungsverläufen und Therapieerfolgen möglich. Somit dient der Katalog als Brücke zwischen Beobachtungsinstrument und individueller Förderplanung und unterstützt Fachkräfte bei der evidenzbasierten Arbeit mit Kindern mit vermuteter oder gesicherter CVI.

Quellen / References
Ortibus, E., Laenen, A., Verhoeven, J., De Cock, P., Casteels, I., Schoolmeesters, B., Buyck, A. and Lagae, L. (2011), Screening for Cerebral Visual Impairment: Value of a CVI Questionnaire. Neuropediatrics, 42(04): 138-147. doi
Ben Itzhak, N., Vancleef, K., Franki, I., Laenen, A., Wagemans, J. and Ortibus, E. (2020), Visuoperceptual profiles of children using the Flemish cerebral visual impairment questionnaire. Dev Med Child Neurol, 62: 969-976. doi

Kognitive Funktionen & Aufmerksamkeit

Die kognitiven Funktionen und insbesondere die Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungsprozesse stellen zentrale Voraussetzungen für die kindliche Entwicklung dar. Im Rahmen der Beobachtungen zeigten sich deutliche Einschränkungen in verschiedenen ICF-Dimensionen.

b140 Aufmerksamkeitsfunktionen
Das Kind zeigt eine auffällige Beeinträchtigung der Fähigkeit, gezielt und über eine gewisse Dauer Aufmerksamkeit auf Personen oder Objekte zu richten. Diese Funktionen sind essenziell für Lernprozesse, soziale Interaktion und Exploration der Umwelt. Die Aufmerksamkeit ist nicht konstant und schwankt sowohl im Tagesverlauf als auch situationsbedingt. Besonders auffällig ist die Beeinflussung durch äußere Reize – sobald mehrere Spielzeuge im Umfeld vorhanden sind, lässt sich das Kind stärker ablenken, was eine gezielte Fokussierung weiter erschwert.

b144 Gedächtnisfunktionen
Gedächtnisleistungen sind grundlegend für das Erkennen von Mustern, Wiedererkennung von Personen und Objekten sowie für das Erlernen neuer Inhalte. In der Beobachtung zeigte sich, dass das Kind nicht in der Lage ist, einfache Gedächtnisspiele zu bewältigen, was auf Einschränkungen in der Verarbeitung und Speicherung visueller Reize hindeutet.

b156 Wahrnehmungsfunktionen
Deutliche Einschränkungen bestehen auch im Bereich der visuellen Wahrnehmung. Das Kind erkennt alltägliche und bekannte Objekte nicht zuverlässig, es sei denn, sie sind farblich hervorgehoben. Auch das Erkennen von Gesichtsausdrücken – eine wichtige Fähigkeit zur sozialen Kommunikation – ist gestört. Diese Beobachtungen weisen auf eine gestörte Integration visueller Reize in bedeutungshaltige Informationen hin.

Visuelle Funktionen & Wahrnehmung

Die Sehfunktionen betreffen die physiologische und funktionelle Fähigkeit zur visuellen Reizaufnahme. Hier lassen sich klare funktionale Einschränkungen feststellen.

b210 Sehfunktionen
Das Kind zeigt typische Verhaltensweisen bei visuellen Verarbeitungsproblemen: Es neigt den Kopf, um die Sicht zu optimieren, richtet den Blick ungewöhnlich häufig auf Lichtquellen und betrachtet Objekte überwiegend aus sehr kurzer Distanz. Auch das Sitzen direkt vor dem Fernseher und das wiederholte Versagen bei der Einschätzung von Distanzen deuten auf erhebliche Einschränkungen in der zentralen Sehfunktion hin.

b215 Funktionen des Sehens im Nahbereich
In diesem Bereich ist die Fähigkeit zur Orientierung und Objekterkennung in unmittelbarer Nähe eingeschränkt. Das Kind hat Schwierigkeiten, Spielzeug wiederzufinden, das heruntergefallen ist, oder einfache Alltagsgegenstände wie Schokoladencreme auf dem Tisch zu lokalisieren – trotz räumlicher Nähe.

b220 Funktionen des Sehens im Fernbereich
Auch das Erkennen weiter entfernter Reize ist eingeschränkt. Das Kind kann seine Eltern in gewissem Abstand nicht identifizieren und hat Schwierigkeiten, vertraute Personen in Gruppen zu erkennen. Dies beeinträchtigt nicht nur die Orientierung, sondern auch das Sicherheitsempfinden.

Aktivitäten & Partizipation

In der ICF-Domäne der Aktivitäten und Teilhabe zeigen sich weitreichende Auswirkungen auf das Alltagsverhalten, insbesondere im Umgang mit visuellen Informationen.

d110 Zusehen
Es besteht ein eingeschränktes visuelles Interesse: Das Kind nimmt kaum Augenkontakt auf, hält Blickkontakt nicht über längere Zeit und zeigt weder Interesse an einfachen noch an komplexeren Bildern. Diese Einschränkungen weisen auf eine reduzierte visuelle Exploration hin.

d115 Zuhören
Zur Kompensation der visuellen Einschränkungen scheint das Kind verstärkt auditive Strategien zu nutzen. Es erkennt Personen weniger am Gesicht als an deren Stimme oder Körperhaltung – eine typische Form der sensorischen Substitution bei visueller Verarbeitungsproblematik.

d160 Aufmerksamkeitssteuerung
Das Kind zeigt eine geringe visuelle Ausdauer, beendet Spielhandlungen frühzeitig und benötigt unverhältnismäßig viel Zeit, um einen visuellen Reiz zu verarbeiten. In Umgebungen mit hoher Reizdichte (z. B. belebte Räume) bricht es Tätigkeiten schnell ab, was auf eine geringe Reizfilterfähigkeit hinweist.

d166 Lesen
Visuelle Reize werden nur fragmentarisch erfasst. Das Kind fokussiert sich stark auf einzelne Bilddetails, während das Gesamtbild nicht erfasst wird. Dies erschwert späteres Lesenlernen erheblich.

d170/d440 Schreiben/Feinmotorik
Feinmotorische Tätigkeiten wie Schneiden, Stapeln, Schnürsenkel binden oder Puzzles machen fallen schwer. Hier zeigt sich die funktionale Auswirkung der visuellen Defizite auf feinmotorische Prozesse.

d445 Hand- und Armgebrauch
Während motorisch einfache Aufgaben (z. B. etwas vom Tisch nehmen) gelingen, wird dabei der Blickkontakt mit dem Zielobjekt vermieden. Dies lässt auf eine fehlende visuell-motorische Koordination schließen.

d455 Fortbewegung
Bewegung im Raum ist erschwert: Das Kind stolpert über gut sichtbare Objekte, stößt sich an Hindernissen und kann Höhenunterschiede nicht erkennen – ein Risiko im Alltag.

d460 Sich innerhalb eines Gebäudes bewegen
Auch in vertrauter Umgebung wie der Wohnung oder dem Klassenzimmer besteht Orientierungslosigkeit, was zu erhöhter Abhängigkeit und Unsicherheit führt.

d475 Sich in verschiedenen Umgebungen fortbewegen
In neuen Umgebungen zeigt sich deutlich vermehrte Angst und Unsicherheit. Das Kind sucht physischen Kontakt zu Bezugspersonen und klammert sich an diese – ein typisches Verhalten bei visueller Desorientierung.

Interaktion & soziale Beziehungen

d710 Grundlegende interpersonelle Interaktionen
Im sozialen Miteinander zeigen sich Folgeprobleme der visuellen Einschränkungen. Das Kind ist häufig ängstlich, besonders bei Anforderungen, die visuelle Genauigkeit verlangen. Es meidet Aufgaben, bei denen Sehen notwendig ist, und versucht häufig, durch verbale Aktivität seine Schwächen zu kompensieren. Hier ist auch eine Unklarheit in der Motivation spürbar: Es bleibt offen, ob die visuelle Exploration aus fehlendem Antrieb oder aus funktionellen Grenzen unterlassen wird.

Spiel & Freizeit

d880 Spielen
Das freie Spiel ist deutlich eingeschränkt. Das Kind zeigt wenig spontane visuelle Exploration seiner Umgebung und benötigt häufig Motivation von außen. Es findet vertraute Spielobjekte unter anderen nicht wieder, fokussiert sich eher auf Bewegung als auf stationäre Reize und zieht es vor, Dinge taktil zu manipulieren, anstatt sie visuell zu erfassen. Auch das häufige In-den-Mund-Stecken von Gegenständen kann als Ausdruck sensorischer Desintegration gewertet werden.

Orientierung & Exploration

d220 Sich orientieren
Die Fähigkeit zur räumlichen Orientierung ist gravierend eingeschränkt. Das Kind konzentriert sich fast ausschließlich auf Objekte im zentralen Gesichtsfeld, was das periphere Sehen stark limitiert. Selbst in bekannten Umgebungen gelingt keine sichere Orientierung, was das kindliche Sicherheitsgefühl, die Selbstständigkeit und die Teilhabe nachhaltig beeinträchtigt.

ICF- und Therapieansätze

Nachdem die Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit festgestellt wurde, kenn ein umfassendes Konzept, das dabei hilft, die Therapie für Kinder mit Cerebral Visual Impairment (CVI) gezielt gestaltet werden. Es berücksichtigt nicht nur die Sehbeeinträchtigung selbst, sondern auch deren Auswirkungen auf das tägliche Leben des Kindes.

Das führt zu Herausforderungen bei der Orientierung, beim Erkennen von Objekten und in alltäglichen Handlungen. Um diese Kinder optimal zu unterstützen, müssen sowohl ihre visuellen Fähigkeiten gefördert als auch ihre Umgebung angepasst werden. Ziel ist es, die Selbstständigkeit der Kinder zu stärken.

Die Koodierung strukturiert die Betrachtung der Funktionsfähigkeit eines Kindes in vier Bereiche: Körperfunktionen und -strukturen (Beispiele), Aktivitäten und Teilhabe (wie das Kind seinen Alltag meistert und welche Einschränkungen bestehen), Umweltfaktoren (die äußere Bedingungen beschreiben) und persönliche Faktoren (wie individuelle Stärken und Herausforderungen). Das führt zu einem wesentlichen Vorteil. Dies ermöglicht nicht nur, wie oben beschrieben, die Entwicklung passgenauer Therapieansätze, sondern auch die Bewertung ihrer Wirksamkeit über einen längeren Zeitraum.

Fallbeispiele: Körperfunktionen und –strukturen, Blicksteuerung und visuell-motorische Fähigkeiten trainieren

Fallbeispiel Lina (6 Jahre)

Lina hat Schwierigkeiten, ihre Augen gezielt zu bewegen und Objekte zu fixieren. Sie verliert den Fokus schnell und ist leicht abgelenkt. In der Therapie übt sie mit kontrastreichen Bildern und leuchtenden Objekten, die sie mit den Augen verfolgen soll. Eine kleine Taschenlampe dient oft als Hilfsmittel, um den Blick gezielt zu lenken. Praktische Übungen für den Schulalltag:

  • Lichtpunkt-Folgespiele: Verwenden Sie einen Taschenlampenstrahl, dem das Kind mit den Augen folgen soll.

  • Visuelle Suchspiele: Platzieren Sie kontrastreiche Gegenstände im Zimmer, die das Kind finden soll.

  • Bildergeschichten erzählen: Nutzen Sie einfache, kontrastreiche Bilder und lassen Sie das Kind Details beschreiben.

  • Anpassung der Umgebung zur Reduzierung visueller Überlastung

Fallbeispiel Max (8 Jahre):

Max ist in seiner Schulumgebung schnell überfordert. Viele bunte Poster und wechselnde Lichtverhältnisse lenken ihn ab. Den Klassenraum sollte visuell vereinfacht, unnötige Dekorationen entfernt und den Sitzplatz in eine ruhige Ecke verlegt werden. Mit diesen Anpassungen kann Max sich besser konzentrieren und dem Unterricht länger folgen.

  • Visuelle Reizkontrolle: Erstellen Sie eine „ruhige Ecke“ mit minimalen visuellen Reizen, wo das Kind arbeiten kann.

  • Arbeitsblätter mit klaren Strukturen: Verwenden Sie große, deutliche Schrift und einfache Symbole.

  • Einfaches Farbmanagement: Vermeiden Sie grelle, bunte Farben und setzen Sie gezielt Kontraste ein.

  • Förderung der Selbstständigkeit im Alltag

Fallbeispiel Sophie (10 Jahre)

Sophie hat Probleme, alltägliche Aufgaben wie das Finden ihrer Schultasche zu bewältigen. Durch die Einführung von taktilen Markierungen an wichtigen Gegenständen und das Einführen fester Routinen wird sie sicherer.

  • Taktile Orientierungshilfen: Markieren Sie wichtige Gegenstände mit fühlbaren Symbolen.

  • Schritt-für-Schritt-Aufgaben: Zerlegen Sie komplexe Aufgaben in kleine, klare Schritte.

  • Tagespläne mit Symbolen: Erstellen Sie einen Stundenplan mit Symbolen und Farben zur Orientierung.

  • Förderung der sozialen Teilhabe und Kommunikation

Fallbeispiel Jonas (7 Jahre): Jonas fällt es schwer, Mimik und Gestik seiner Mitschüler zu deuten. Dadurch fühlt er sich oft ausgeschlossen. In der Therapie lernt er durch Rollenspiele und gezielte Übungen, soziale Signale besser zu erkennen. Zudem wird die Klasse für Jonas’ besondere Bedürfnisse sensibilisiert.

  • Rollenspiele: Üben Sie soziale Situationen in kleinen Gruppen.

  • Emotionen-Karten: Verwenden Sie Karten mit einfachen Gesichtsausdrücken, um Emotionen zu benennen.

  • Partnerarbeiten: Fördern Sie Zusammenarbeit mit einem verständnisvollen Partner.

Therapeutische Versorgung

elementaren Sehfunktionen (ventral Stream)

Die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit CVI zielt darauf ab, die grundlegenden Sehfunktionen zu optimieren, Defizite auszugleichen und die visuelle Leistungsfähigkeit im Alltag zu verbessern. Wichtige therapeutische Maßnahmen umfassen:

Korrektur von organischen Funktionsdefiziten

Vollkorrektur nach objektiver Refraktionsbestimmung oder eine abgeschwächte Anpassung nach subjektiver Nachprobe. Auch geringe Fehlsichtigkeiten sollten korrigiert werden, um die bestmögliche visuelle Wahrnehmungsverarbeitung zu gewährleisten. ggf Brillenversorgung

Sehschärfe

Vergrößerung von Texten und Materialien, z. B. durch Gleitsichtbrillen, elektronische Vergrößerungssysteme oder Langstock.

Optische Hilfsmittel wie Lupen oder Blindentechniken bei eingeschränkter Sehschärfe.

Spezifische schulische Unterstützung und soziale Rehabilitation.

Auch Kinder mit normalem Visus können eine sehbehindertengerechte Förderung benötigen.

Crowding (Trennschwierigkeiten)

Anpassung von Schriftgröße, Buchstabenabstand und Zeilenabstand.

Verbesserung des Kontrasts und optimale Beleuchtung.

Reduktion der visuellen Komplexität in Lernmaterialien und Umgebung.

Einsatz optischer oder elektronischer Hilfsmittel.

Akkommodation

Nutzung von Nahbrillen, Gleitsicht- oder Bifokalbrillen.

Schriftvergrößerung bei Bedarf.

Gesichtsfeld

Hilfsmittel wie Lesepult, Texthalter oder Bildschirmkameras bei zentralen Ausfällen.

Kompensationsstrategien: Kopfbewegungen, Sitzplatzwahl, Markierung von Zeilenanfang und -ende.

Training der Exploration, um das vorhandene Gesichtsfeld optimal zu nutzen.

Kontrast und Beleuchtung

Hohe Leuchtdichteunterschiede in Schul- und Spielmaterialien.

Individuell optimierte, blendfreie Beleuchtung am Arbeitsplatz.

Kantenfiltergläser bei entsprechender Indikation.

Schildkappen, Taschen- oder Stirnlampen bei Dunkelheit oder Dämmerung.

Langsame Anpassung an unterschiedliche Lichtverhältnisse.

Farbsehen

Einsatz kräftiger Farben, insbesondere bei reduziertem Kontrastsehen.

Sicherstellen guter Leuchtdichteunterschiede; Neonfarben und reflektierende Oberflächen vermeiden.

Aufgaben, die Rot-Grün-Diskrimination erfordern, wenn möglich vermeiden.

Getönte Gläser ggf. in Kombination mit Kantenfilter bei Helladaptationsstörungen.

Adaptation

Indirekte Raumbeleuchtung und gleichmäßige Ausleuchtung.

Hilfsmittel wie Stirnlampe oder Langstock bei Orientierungsschwierigkeiten in der Dämmerung.

Anpassung an Hell-/Dunkelverhältnisse schrittweise üben.

Beidäugiges Sehen

Orthoptisches Training bei Störungen der Binokularität.

Operative Korrektur großer Schielwinkel zur Sicherung der Bildfusion.

Okulomotorik

Training von Folgebewegungen, Konvergenz und Sakkaden nach orthoptischer Anleitung.

Bewegungssehen

Übung der visuellen Bewegungswahrnehmung, insbesondere Folgebewegungen und Sakkaden.

Weitere Empfehlungen

  • Regelmäßige augenärztliche Kontrollen bei Fehlsichtigkeiten oder subjektiver Sehverschlechterung.

  • Altersgerechte Behandlung von Schielen und Amblyopie.

  • Verordnung von Hilfsmitteln, auch elektronischer Art, bei massiven Einschränkungen.

  • Förderung über andere Sinneskanäle: auditiv, taktil oder propriozeptiv.

  • Beratung der Eltern zur besseren Einschätzung der Stärken und Schwächen des Kindes.

  • Frühförderung und pädagogische Empfehlungen zur Nutzung visueller Fertigkeiten im Alltag.

  • Optimierung von Lernumgebung und Arbeitsplatz: Licht, Kontrast, Vergrößerung, Reduktion visueller Komplexität.

  • Bei Bedarf Nachteilsausgleich oder sonderpädagogische Unterstützung.

  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Neuropädiatern, Neuropsychologen, Ergotherapeuten und Sonder-/Heilpädagogen.

  • Verständliche Befundberichte, keine berufsspezifischen Abkürzungen; Berücksichtigung von ICD- und ICF-Klassifikationen.

Die wichtigsten therapeutischen Aspekte in der Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit CVI umfassen aus orthoptischer, elementarer Sicht (ventral Stream) mehrere Ebenen. Zunächst sind regelmäßige augenärztliche Kontrollen, insbesondere bei bestehenden Fehlsichtigkeiten oder subjektiver Sehverschlechterung, entscheidend. Auch die Behandlung von Schielen und Amblyopie sollte altersgerecht erfolgen, um die normale Entwicklung von Sehschärfe und Binokularfunktionen zu unterstützen. Bei massiven Einschränkungen der visuellen Leistungen können Hilfsmittel, bis hin zu elektronischen Geräten mit Sprachausgabe, verordnet werden. Ergänzend dazu sollten Kompensationsstrategien über andere Sinneskanäle wie auditiv, taktil oder propriozeptiv gefördert werden.

Ein weiterer zentraler Punkt ist die Beratung der Eltern, damit sie die Stärken und Schwächen ihres Kindes besser verstehen und gezielt unterstützen können. Gleichzeitig sind Frühförderung und pädagogische Maßnahmen wichtig, um visuelle Fertigkeiten im Alltag zu nutzen und weiterzuentwickeln. Dazu gehört auch die Gestaltung des Lernumfeldes, etwa durch Anpassung von Licht, Kontrast, Vergrößerung von Materialien und Reduktion visueller Komplexität am Arbeitsplatz und im Raum. In manchen Fällen kann zudem ein Nachteilsausgleich oder sonderpädagogische Unterstützung notwendig sein.

Die Therapie erfordert oft eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Neuropädiatern, Neuropsychologen, Ergotherapeuten und Sonder- bzw. Heilpädagogen, um eine ganzheitliche Diagnose zu erstellen und darauf aufbauend weitere Fördermaßnahmen zu planen. Nicht zuletzt ist es entscheidend, gut verständliche Befundberichte zu erstellen, die auf berufsspezifische Abkürzungen verzichten und die ICD- und ICF-Klassifikationen berücksichtigen. Kinder mit positiver Anamnese für hirnschädigende Ursachen oder bei Beobachtungen von Eltern und Pädagoginnen über alltagsrelevante visuelle Schwierigkeiten sollten gezielt auf das mögliche Vorliegen cerebral bedingter Sehstörungen hin untersucht werden.

Therapie für beeinträchtigungen der komplexen Sehfunktionen (dorsal Stream)

Die Behandlung von visuellen Verarbeitungs-/Wahrnehmungsstörungen sollte von Neuropsycholog*innen, Ergotherapeut*innen, Heilpädagog*innen und Orthoptist*innen im interdiszipinären Teams durchgeführt werden. Pädagogische, Therapeutische Spiel und Förderbereiche finden Sie in dem Kapitel Spiele und Hilfen. Bekannte Therapien, Hilfsmittel, Vorlagen und Apps sind:

Klabauter-Therapie

Klabauter ist das einzige, uns bekannte, validierte Therapieprogram. Das Konzept ist ein individualisiertes Therapieprogramm, das für Kinder mit CVI und visuell‑räumlichen Störungen entwickelt wurde. Das Konzept basiert auf der differenzierten Einteilung visueller Wahrnehmungs- und Konstruktionsdefizite, wie von Kerkhoff (2002) beschrieben wird. Dabei werden gezielt diese unterschiedlichen Ausprägungen von visuell‑konstruktiven über visuell‑perzeptive bis hin zu kognitiven und topografischen Störungen erörtert und mit begleitenden komorbiden Auffälligkeiten (wie etwa Aufmerksamkeits‑ oder Gedächtnisstörungen) verknüpft. Grundlagen und Zielsetzung sind die Individuelle Förderung.

Sie richtet sich an Kinder im Alter von etwa 5 bis 10 Jahren, die aufgrund entwicklungsbedingter Defizite Schwierigkeiten in der visuellen Verarbeitung und räumlichen Orientierung haben. Ziel ist es, diese Bereiche gezielt zu fördern, sodass sich auch die Alltagsbewältigung und schulische Leistungsfähigkeit verbessern. Dabei wird immer das individuelle Entwicklungsniveau berücksichtigt, sodass Übungen in Größe, Kontrast oder optischer Überfrachtung (Crowding) angepasst werden können.

Aufgrund der stark individualisierten Defizite und Bedürfnisse der Kinder ist die Klabauter-Therapie als Einzeltherapie konzipiert und kann von Ergotherapeuten, in der (Seh)Frühförderung oder von Heilpädagoginnen durchgeführt werden.

  • Die Therapie wird einmal wöchentlich mit einer Dauer von etwa 45 Minuten durchgeführt. Insgesamt sind durchschnittlich 20 Sitzungen empfohlen.

  • Das Programm basiert auf einem modularen Aufbau, bei dem einzelne Aufgaben und Übungen gezielt ausgewählt und in den Therapieverlauf integriert werden.

  • Neben reinen Wahrnehmungsübungen werden auch kognitive Prozesse angesprochen. So fließen Aufgaben ein, die die visuelle Vorstellungskraft, Aufmerksamkeit und exekutive Funktionen fördern. Es werden sensorische Reize gezielt eingesetzt, um neuronale Verknüpfungen zu stärken.

  • Systemische Beteiligung der Eltern kann den Therapieerfolg maßgeblich unterstützen, sodass Eltern die Ansätze nachvollziehen und im heimischen Umfeld gezielt fördern können.

Der Klabauter bietet Familien und Therapeuten Flexibilität und Anpassbarkeit um neben den visuellen Defiziten zusätzliche Beeinträchtigungen (wie Aufmerksamkeits‑, Gedächtnis- oder emotionale Störungen) zu Fördern.

Eine Kombination mit anderen Therapieansätzen eignet sich ergänzend zur Ergotherapie, sensorischen Integrationstherapie oder neurokognitiven Konzepten, um eine ganzheitliche Förderung der visuellen und kognitiven Prozesse zu erreichen.

Das Therapieprogramm wurde über mehrere Jahre im Rahmen eines sozialpädiatrischen Zentrums in Hamburg erprobt. Auf Basis der Ergebnisse aus Evaluationsstudien (Schroeder, 2010) wurden Anpassungen vorgenommen. Zu beachten sind die Vorraussetzung: Kinder mit einem IQ unter 70 oder mit grundlegenden Einschränkungen in der Sehfunktion (z. B. Nahvisus unter 60 %) sind nicht für das standardisierte Programm geeignet

Ergotherapie bei CVI

Die Ergotherapie spielt eine entscheidende Rolle in der Behandlung von CVI oder anderen Wahrnehmungssörungen. Wie schon beschrieben betrifft CVI nicht die Augen direkt, sondern die Fähigkeit des Gehirns, visuelle Informationen korrekt zu interpretieren.

Eine gute Therapie zielt darauf ab, die visuelle Wahrnehmung, die Orientierung im Raum und die Alltagsbewältigung zu verbessern. Hierbei helfen die im Kapitel ICF aufgelisteten Beispiele Therapieerfolge zu messen und Mögliche Konzepte zu erarbeiten. Mit dem Therapeuten werden individuelle Strategien entwickelt, um die visuellen Einschränkungen zu kompensieren und die Selbstständigkeit der Kinder zu fördern. Beispiele könnten sein:

  • Klabauter Therapie (die einzige validierte CVI Therapie)
  • Visuelles Wahrnehmungstraining durch Spiele und Förderung der visuellen Aufmerksamkeit und des Fokus. Übungen zur Objekterkennung und -differenzierung. Verbesserung der Augen-Hand-Koordination
  • Umweltanpassung durch Anpassung der Beleuchtung und Kontraste Zuhause und in der Schule. Die Reduktion visueller Ablenkungen und der Einsatz oder die Beratug von Hilfsmitteln wie taktilen Markierungen oder kontrastreichen Materialien
  • Ein bewährtes Konzept in der Ergotherapie bei CVI ist das Perfetti-Konzept, das sich auf die kognitive Rehabilitation konzentriert. Es basiert auf der Annahme, dass Bewegung und Wahrnehmung eng miteinander verbunden sind und durch gezielte mentale Prozesse verbessert werden können.
    • Förderung der neurokognitiven Verarbeitung durch gezielte Übungen
    • Verbesserung der räumlichen Orientierung und der visuellen Vorstellungskraft
    • Integration von Bewegung und Wahrnehmung zur Stärkung der neuronalen Verbindungen
  • Alltagsorientierte Therapie mit ICF
    • Training von praktischen Fähigkeiten wie Lesen, Schreiben und Mobilität
    • Entwicklung von individuellen Strategien zur Bewältigung visueller Herausforderungen
    • Förderung der Selbstständigkeit durch gezielte Übungen
  • Sensorische Integrationstherapie zur Förderung der Wahrnehmung
  • adaptive Strategien zur besseren Orientierung im Alltag

Die Ergotherapie bietet somit eine ganzheitliche Unterstützung, um Menschen mit CVI zu helfen, ihre visuellen Fähigkeiten zu optimieren und ihre Lebensqualität zu verbessern.

Physiotherapie bei CVI

Ballspiele & bewegte Übungen

Ziel- und Reaktionsspiele
Mit einem Ball werfen und fangen (verschiedene Größen, mit oder ohne Ansage), in Reifen/Eimer werfen (Ziel- & Raumwahrnehmung) oder Ballspiel mit Richtungswechsel durchführen.

Bewegung + Blicksteuerung
Das Balancieren auf einem Wackelbrett mit gleichzeitigem Ballfangen, Gehen auf einer Linie bei gleichzeitiger visueller Zielsuche oder einen Gegenstand im Raum suchen nach visuellem Hinweis

  • Pezziball – Arm zum Ball strecken - Rumpfstabilität + visuelles Zielen

  • Theraband nach visuellem Signal ziehen - Reaktionsfähigkeit + Koordination

  • Bewegung im Spiegel spiegeln - Körperschema + visuelle Integration

  • Slalomlauf mit Blick auf Zielpunkt - Orientierung + Gleichgewicht

  • Ball mit Fuß führen (z. B. auf Linie) - visuelle Kontrolle + Koordination

Wichtig, die Übungen müssen einfach beginnen und sich langsam steigern (z. B. statisch → dynamisch). Sie müssen tägliches beübbt werden ca. 5–15 Minuten ist idea. Die Komplexität kann durch Umgebung, Geschwindigkeit oder Aufgaben erhöht werden und ggf. mit Kombinationen und kognitiven Anforderungen (Farben, Reihenfolgen) ergänzt werden.

Schriftarten anpassen

Zur Optimierung von schulischen Inhalten sollten zusätzlich andere Schriftarten herangezogen werden, in denen sich die Form verschiedener Buchstaben deutlicher unterscheidet z. B.

  • Open Dyslexic

  • Shantell Sans

  • Comic Sans

App „dob plus“ und einem iPad

Nicht wenige Kinder, bekommen nach der Diagnose einer Visuelle Wahrnehmungsverarbeitungsstörung (CVI) ein Rezept für die Therapie-App „dob plus“ und teils auch zusätzlich ein iPad (sofern nicht in Familie geeignetes Gerät bereits vorhanden). Aus unserer Erfahrung der letzten Jahre, gibt es gerade in dieser Verschreibungskombination von fast allen Familien viele Nachfragen, Unklarheiten sowie großen Auskunfts- u. Unterstützungsbedarf.

Bei einem Rezept über App und iPad, kommt es oft zu gegenseitigen Zuständigkeitsverweise von Krankenkassen und Eingliederungshilfen. Das muss für Sie sehr verwirrend sein, so dass wir uns zu dieser Handreichung entschlossen haben. Vorgehen:

  • Nachdem sie das Rezept über die App „dob plus“ (Bitte beachten Sie nicht dob pro plus!!) und ein iPad erhalten haben. Reichen Sie dieses Rezept bitte mit der schriftlichen Begründung bei der Krankenkasse ein (Achtung! Dauer der Gültigkeit des Rezepts beachten. ggf. Bei uns eine Neuausstellung beantragen).  
  • Machen Sie von beidem (Rezept und Begründung) eine Kopie für sich selbst zur späteren weiteren Verwendung. 
  • Sollte die Krankenkasse die App „dob plus“ ablehnen reichen Sie bitte innerhalb von 14 Tagen einen Widerspruch ein und fordern Sie von uns die Begründung des Widerspruchs an. Bitte notieren Sie sich, ob die Ablehnung durch den medizinischen Dienst der Krankenkassen (MdK) oder einen Beschäftigten der Krankenkasse erfolgt ist.  
  • Sollte die Krankenkasse das iPad ablehnen, da ist ihrer Meinung nach ein Hilfsmittel des täglichen Lebens ist, stellen Sie einen Antrag bei der Eingliederungshilfe zur sozialen, Teilhabe und Kommunikation. Das kann formlos geschehen, oder gleich über die Antragsformulare, die ohnehin ausgefüllt werden müssen. Bei der Eingliederungshilfe muss kein Rezept eingereicht werden.  
  • Wichtig: Bei einem Antrag, der an die Eingliederungshilfe geht, muss der Ablehnungsbescheid der Krankenkasse beigelegt werden und fügen Sie bei dem Schreiben an die Eingliederungshilfe auch unsere Stellungnahme zum Nutzen der App und des iPads bei. 
  • Sollte die Krankenkasse auch nach ihrem Widerspruch die App ablehnen oder sollte die Eingliederungshilfe das iPad ablehnen wenden Sie sich an unsere Beschäftigten in der Abteilung für Sozialarbeit. Sofern sie Mitglied beim VdK sind, besprechen Sie mit dem VdK eine Klagemöglichkeit gegen Krankenkasse und/oder Eingliederungshilfe. 

«dob» ist die Basisversion für Lernende mit 10 fixen Übungen zu den wichtigsten Sehkompetenzen und einem Importbereich für 10 Übungen.  

«dob plus» enthält den kompletten Satz von mehr als 2500 Übungen, die in «dob pro» verfügbar sind.  

«dob pro» bietet zusätzliche Instrumente zur individuellen Förderplanung, wie einen Editor um eigene Übungen zu erstellen, Lektionen oder eine Exportfunktion.

Tablet oder iPad

Bitte Achten Sie beim Kauf des iPads auf die Geeignete Bildschirmgröße von (12‘) entspiegeltes Panzerglas und eine feste Gummihülle, die z.B. einen Aufprall abfängt.

Widerspruch bei der Krankenkasse

Allgemeines zu den Widersprüchen: Widersprüche müssen in formlose aber schriftlicher Form innerhalb von 14 Tagen nach Ausstellung der Ablehnung durch Krankenkasse eingereicht werden. Dazu reicht der handschriftlich auf einem Zettel geschriebene Satz: Hiermit widerspreche ich ihrer Entscheidung vom (Datum) und dem oben angegebenen Betreff (Aktenzeichen oder Ähnliches), Datum und Unterschrift meist aus.

Wir hoffen, diese Handreichung klärt die meisten ihre Fragen. Falls nicht, oder falls andere Fragen auftauchen, nutzen Sie unsere Forlage und scheuen Sie sich nicht eine Mail zu schreiben.

Dr.med. Roger Weis oder Team (SoPSA) RFK Mainz, Kinderneurologisches Zentrum/ Sozialpädiatrischen Sehambulanz (SoPSA) 

Vorlage

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit Bescheid vom XXX und dem Bescheid vom XXX lehnen Sie die Kostenübernahme für das iPad und die App „dop pro“ zur Förderung der visuellen Wahrnehmung, unseres Kindes ab.

Gegen diese Entscheidungen lege ich hiermit form und fristgerecht Widerspruch ein. Das verordnete Hilfsmittel wurde durch einen Facharzt eines sozialpädiatrischen Zentrums als medizinisch notwendig eingestuft und verordnet. Gemäß §33 Abs. 5c SGB V ist in diesem Fall eine zusätzliche Prüfung der kasse und MD nicht erforderlich. Daher bitte ich um Prüfung, Neubewertung und Anpassung des Bescheids.

Die Begründung für die medizinische Notwendigkeit finden Sie in dem Gutachten, dass dem ursprünglichen Antrag vom XXX beigefügt war.

Für Rückfragen bzgl. der Verordnung bzw. medizinischen Notwendigkeit wenden Sie sich bitte direkt an den behandelnden Arzt unserer Tochter, Dr. Roger Weis vom Kinderneurologischen Zentrum im Mainz.

Ich bitte um schriftliche Eingangsbestätigung des Widerspruchs.

Sensorische Integration Therapie

Die Sensorische Integrationstherapie (SI), entwickelt von Dr. A. Jean Ayres, zielt darauf ab, die Fähigkeit des Gehirns zu fördern, Sinnesreize aus verschiedenen Kanälen (visuell, vestibulär, taktil, propriozeptiv) sinnvoll zu verarbeiten und miteinander zu verknüpfen. Bei Kindern mit CVI ist das visuelle System beeinträchtigt, was häufig auch die multisensorische Verarbeitung stört.

In der SI-Therapie werden gezielte sensorische Reize strukturiert eingesetzt, etwa durch Schaukeln, Klettern oder taktile Materialien. Visuelle Informationen werden dosiert eingebunden, um Überforderung zu vermeiden. Das Ziel: eine bessere Reizverarbeitung, gesteigerte Aufmerksamkeit und mehr Handlungssicherheit im Alltag.

Eine Kombination aus Sensorischer Integrationstherapie (SI) und INPP® stellt einen umfassenden und ganzheitlichen Ansatz bei CVI dar.

Mobilitätstrainer

die mit Klienten mit CVI arbeiten, unterstützen dabei, sich im Alltag selbstständig zu navigieren und die Mobilität zu verbessern. Durch ein Multisensorisches Training werden auditive, taktile und vestibuläre Reize einbezogen. So lernen Klienten, beispielsweise über Geräusche, Bodenstrukturen oder verbale Anweisungen ergänzende Informationen zu erhalten, um sich sicher zu orientieren durch:

  • Hilfsmitteln wie Langstock, elektronische Orientierungshilfen oder speziell angepasste Apps, die akustische oder haptische Signale liefern

  • Übungen in geschützter und realen Umgebungen und Übertragung in den Alltag

  • Reduzierung von visueller Überflutung durch orrientierungspunkte und Kontrast

Rehakliniken und Beratungsangebote

  • https://www.dbsv.org/orientierung-mobilitaet-o-m.html 

  • https://urldefense.com/v3/__https:/www.teilhabeberatung.de/beratung/beratungsangebote-der-eutb__;!!HW5nFWUBL2LV4nloK7E!DYb_WTBvsl4IlR4E3b2Y_xUuWaH6wBLTqazu-XS2l7qqFZy_YbOX8XPbUEhxPlS7Ce8GpwWldWFl-JxPO3t_bj6cmCM$